Das sind die Entwickler: Jonathan Crow

Willkommen bei ‚Das sind die Entwickler‘! Dieses Mal haben wir Jonathan Crow interviewt, der Gameplay-Analyst bei Star Wars™: The Old Republic™ ist. In jeder Ausgabe von ‚Das sind die Entwickler‘ stellen wir einen Entwickler vor und fragen ihn zu seinem Hintergrund, seinen aktuellen Projekten und seiner Aufgabe im Team. Nach dem Interview öffnen wir ein Foren-Thema, in dem ihr selbst eure Fragen an den vorgestellten Entwickler stellen könnt. Hier ist unser Interview mit Jonathan:

 

Welche Klasse(n) spielst du? Helle Seite oder dunkle Seite?

Ich habe beide Seiten gespielt, mein erster Charakter war ein imperialer Agent der hellen Seite. Dann habe ich zur Republik gewechselt und einen Gelehrten hochgespielt. Ich habe schon alle Klassen ausprobiert, und im Moment habe ich Spaß mit meinem Juggernaut-Tank und Schadens-Revolverheld.

Was gefällt dir bei The Old Republic am besten?

Ich liebe die persönliche Geschichte. Wenn ihr die Geschichte des imperialen Agenten noch nicht gespielt habt, verpasst ihr etwas. Seit Kurzem finde ich immer mehr Gefallen am PvP. Es macht einen Riesenspaß, Ziele als Revolverheld auszuschalten – ich schätze, das kommt daher, dass ich so eng mit dem PvP-Team zusammenarbeite.

Gibt es in der Story eine Stelle, die dir besonders gut gefällt?

Ohne jetzt zu viel von der Story verraten zu wollen, muss ich sagen, dass das Ende von Kapitel 1 bei der Agenten-Story ein echt kniffliger Moment war, bei dem man eine moralisch äußerst schwierige Entscheidung treffen muss. Das war wirklich spannend.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Meistens arbeite ich an zwei Dingen:

1. Ich überwache den Zustand des Spiels über eine Reihe von Oberflächen, die wir entwickelt haben. Damit habe ich die wichtigsten Leistungsmerkmale des Spiels im Blick (tägliche Anmeldungen, Spielökonomie, Teilnahme an Operationen und Kriegsgebieten usw.).

2. Ich arbeite an tiefergehenden Analysen, die sich auf bestimmte Bereiche des Spiels beziehen (z. B. ein Vergleich von Spielertoden und besiegten Bossen bei Operationen). So kann das Entwicklerteam besser bewerten, ob ein bestimmtes Feature oder ein Inhalt verändert werden sollte, um eine möglichst hohe Teilnahme und genügend Spielspaß zu gewährleisten.

Kannst du uns ein paar interessante Statistiken verraten?

Da Schrecken aus der Tiefe bei den meisten Spielern gerade an vorderster Stelle steht, kann ich ja mal ein paar Statistiken dazu nennen. Eine der Tabellen, die wir nutzen, um die Teilnahme an bestimmten Bereichen zu messen, ist die prozentuale Spielzeit-Tabelle. Die Tabelle unten zeigt, wie viel Prozent ihrer Zeit Stufe-50-Spieler in den großen Spielbereichen verbringen. In der Tabelle erkennt man zwei Veränderungen. Zuerst einmal hat es Mitte August einen großen Anstieg bei der Nutzung von planetaren Inhalten gegeben und einen weiteren Anstieg bei den Operationen nach Spiel-Update 1.4 (also nach der Veröffentlichung von Schrecken aus der Tiefe). Als wir das Große Akquise-Rennen starteten, gab es einen riesigen Zustrom von Spielern auf Nar Shaddaa, Coruscant und Dromund Kaas, da sie dort Token sammeln und Missionen abschließen wollten, um die witzigen Event-Sachen wie das neue Haustier und die modifizierbare Sandleute-Ausrüstung zu erhalten. Das Event hatte die gewünschte Wirkung, denn die Spieler verließen die Flotte und reisten durch die ganze Galaxis, wo sie auf Spieler mit niedrigerer Stufe trafen. Am 26. September haben wir dann Schrecken aus der Tiefe veröffentlicht. Das Ergebnis war ein erheblicher Anstieg von Stufe-50-Spielern, die Zeit mit Operationen verbrachten, und auch das war von uns so gewünscht. Besonders toll ist, dass dies nun schon einen Monat lang so ist. Wir werden das weiter beobachten, um herauszufinden, wie sich das Ganze langfristig auswirkt.

Wie arbeitest du mit den Entwicklern zusammen? Kannst du uns ein Beispiel dafür geben, wie deine Arbeit ihnen geholfen hat?

Die Daten, die ich euch oben erläutert habe, sind nur ein kleiner Teil eines Berichts, den ich intern an unser Entwicklerteam geleitet habe, damit es einschätzen konnte, wie Schrecken aus der Tiefe im Vergleich zu anderen Operationen aufgenommen wurde und welche Elemente besonders erfolgreich waren. Ein weiteres Beispiel ist eine Analyse, die ich zum Handwerk erstellt habe. Sie hat geprüft, auf welche Weise sich die Spieler damit befassen, und dabei geholfen zu entscheiden, welche Art von neuen Inhalte das Team entwickeln sollte.

Beziehst du dich auch auf das Feedback der Spieler (in den Foren oder sozialen Netzwerken), wenn du dir die Daten ansiehst?

Wir haben, wie gesagt, Tools, mit denen wir sowohl die sozialen Netzwerke als auch die spielinternen sozialen Daten (Chatlogs oder Kundendienst-Tickets) filtern und analysieren können. Wir nutzen sie, um die Bedeutung bestimmter Gameplay-Aspekte einzustufen. Das Community-Team hilft auch dabei, Informationen für die Entwickler zusammenzustellen, und wir sehen uns dann alles an.

Man hört immer öfter, dass Analysten, Wirtschaftswissenschaftler und ähnliche Berufe in der Spielebranche an Bedeutung gewinnen. Woran könnte das liegen? Welche Vorteile können Spieler daraus ziehen?

Eine begleitende Analyse kann sicher in jeder Branche hilfreich sein. In unserer beratenden Funktion gestalten wir mit den Antworten, die wir geben, die Richtung der Gameplay-Entwicklung, des Marketing und des finanziellen Bereichs mit. Der Schlüssel dabei ist es, Hinweise zu finden, die sich sowohl auf die wichtigsten Anforderungen unserer Kunden beziehen, als auch bestehende Prozesse optimieren, um insgesamt ein reibungsloses Spielerlebnis zu gewährleisten. Wir versuchen letztlich, ein Win-Win-Szenario sowohl für die Spieler (besseres Spielerlebnis) als auch für das Unternehmen (mehr zahlende Kunden) zu erreichen.

Was gefällt dir bei der Arbeit an einem MMO am meisten?

Mein erster Berührungspunkt mit einem MMO war Star Wars Galaxies, und kurz darauf World of Warcraft. Ich spiele diese Art von Spielen schon lange selbst und genieße es, die Möglichkeit zu haben, mein Wissen einzusetzen, um in dieser aufstrebenden Branche etwas zu bewirken. Ich analysiere Daten zu einem Thema, das mich begeistert, und arbeite mit Leuten zusammen, die meine Leidenschaft für Spiele teilen. Bei meinem vorherigen Job habe ich prognostische Analysen für Hallmark Cards gemacht, und das war wirklich ein tolles Unternehmen mit tollen Leuten, aber ich habe mich immer ein bisschen fehl am Platze gefühlt. Hier kann ich ganz ich selbst sein, und muss nichts zurückhalten. Ich habe ab und zu sogar die Möglichkeit, den Entwicklern beim Testen von neuen Inhalten zu helfen, und das macht richtig Spaß.

Was ist der anspruchsvollste Bereich deiner Arbeit?

Die größte Herausforderung bei meiner Arbeit ist es, die richtigen Daten für die richtige Analyse zu bekommen. Ich habe manchmal den ganzen Tag damit verbracht, SQL-Code zu schreiben, um die Daten aus der Datenbank so umzuformen, dass man sie einfach verarbeiten kann. Aber selbst das Schreiben des SQL-Codes kann sehr lohnenswert sein, denn wenn man sieht, dass man die Daten genau so erhält, wie man das möchte, ist man einen Schritt näher an dem Ziel, die Hinweise zum Spiel zu bekommen, die man schon lange sucht.

Wie bist du zur Videospielbranche gekommen?

Ehrlich gesagt, kann ich immer noch nicht ganz fassen, wie das passiert ist. Ich war sehr glücklich mit meiner Stelle bei Hallmark und habe die Entwicklung von Star Wars: The Old Republic wie viele andere Fans verfolgt. Aus reiner Neugierde habe ich mir mal die Seite mit offenen Stellen angesehen. Ich mache das manchmal, nur um zu sehen, welche Jobs angeboten werden, und nicht, weil da etwas für mich dabei sein muss. Ich bin dann auf der BioWare-Seite auf ein Stellenangebot gestoßen, bei dem ein Analyst für Gameplay-Telemetrie gesucht wurde. Meine Neugier war geweckt und als ich sie anklickte, konnte ich sehen, dass die Stellenbeschreibung sehr dem ähnelte, was ich gerade bei Hallmark machte, nur eben auf Videospiele bezogen und nicht auf Grußkarten. Ich bewarb mich für den Job, ohne groß Gedanken daran zu verschwenden, dass ich eine Chance hatte, ihn zu bekommen. Zwei Monate später bekam ich dann plötzlich diesen Anruf und wurde gefragt, ob ich Interesse an einem Telefon-Bewerbungsgespräch mit jemandem von BioWare hätte. Ich konnte es kaum fassen, und als ich wieder klar denken konnte, stimmte ich zu. Das Gespräch verlief gut und ich wurde gebeten, zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch zu kommen. Und da muss ich wohl einen guten Eindruck hinterlassen haben, denn sie haben mir den Job angeboten. Der Rest ist Geschichte …

Hast du einen Rat für Leute, die sich für Analytik interessieren?

Wenn man sich für Analytik interessiert, kann ich mehrere Dinge empfehlen:

1. Statistik lernen. An vielen Schulen und Universitäten gibt es Forschungsprogramme, in denen man gut Basiswissen zur Statistik sammeln kann.

2. SQL lernen. In der Geschäftswelt gewinnt das Sammeln von Kundendaten immer mehr an Bedeutung, und es wird zunehmend schwieriger, sich in dieser Datenflut zurechtzufinden. Leute, die Codes schreiben können, die große Datenmengen filtern und für die Analyse vorbereiten, sind heute sehr gefragt, vor allem, wenn sie die Daten auch noch analysieren und die Ergebnisse zurückgeben können.

3. Lernen, wie man Daten für die Leute, für die man sie vorbereitet, grafisch ansprechend präsentiert. Man sollte sich also mit Tools zur Datenvisualisierung wie Excel, Tableau und Microstrategy auskennen.

4. Neugierig sein. Wenn ich nicht gerade an einem Bericht arbeite oder etwas analysiere, schreibe ich mir oft Dinge auf, die ich gerne erfahren würde, und arbeite mich in die Daten ein, um herauszufinden, wie ich sie dafür verwenden könnte. Dieses zufällige Erforschen kann manchmal sehr nützliche Hinweise bringen.

5. Gut auskennen in der Materie, die man analysiert. Eines der Dinge, die wir besonders in Augenschein nehmen, wenn es um neue Angestellte geht, ist, wie viel Erfahrung die Kandidaten beim Spielen von MMOs haben. In der MMO-Branche werden ganz eigene Ausdrücke verwendet, die den Entwicklern und Spielern bekannt sind, und es ist sehr wichtig, dass man diese Sprache auch selbst sprechen und verstehen kann, um die Kommunikation zu erleichtern.

Hast du außer Spielen noch andere Hobbys?

Klar habe ich noch ein paar andere Hobbys. Zuerst einmal sind da meine Frau und meine drei Kinder. Sie sind mein wichtigstes Hobby und haben stets Priorität. Außerdem spiele ich noch gerne Golf und habe wieder angefangen, Magic the Gathering zu spielen, da es hier bei BioWare eine Gruppe mit begeisterten MTG-Spielern gibt. Kürzlich habe ich auch angefangen, zu brauen. Diese Woche füllen wir ein Starkbier mit türkischer Kaffeenote ab, das etwa zu Thanksgiving fertig sein sollte. Ich freue mich schon darauf, es Ende des Monats genießen zu können.

 

Danke, dass ihr euch unseren ‚Das sind die Entwickler‘-Blog angesehen habt. Wenn ihr Jonathan etwas fragen möchtet, schreibt es einfach in dieses Foren-Thema. Wir wählen Fragen aus, die sich direkt auf Jonathan und seine Arbeit beziehen und werden schon bald ein paar Antworten von ihm für euch haben!